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wenigen freien Stunden der letzten vollgepackten Flugwoche nur bei Annika verbracht und davon
die meiste Zeit im Bett, wo Annika ihn mit Fingerfood und er sie mit frischen Schrippen vom
Ökobäcker verwöhnt hatte. Aber jetzt brauchte er frische Klamotten und die andere Fluguniform.
Er schloss auf. Im Flur war sogar die Garderobe abmontiert. Patricks Schritte hallten auf dem
Parkett. Er legte die Jacke auf den einen Küchenstuhl, der ihm gehörte. Wenigstens waren der
Herd und der Kühlschrank noch da. Auf der Spüle standen ein paar Becher und Gläser, die er in
den gemeinsamen Hausstand eingebracht hatte, und das Besteck mit den schwarzen Griffen, das er
mal in München auf dem Viktualienmarkt gekauft hatte.
Ein bisschen kam Patrick sich vor wie ein Einbrecher, der in ein leeres Haus einstieg. Jans
Zimmer war komplett ausgeräumt. Die Kabel des Fernsehanschlusses hingen in der Ecke aus der
Wand.
Fast alle Möbel in der großen Wohnung hatten Jan gehört. Nur der alte Ledersessel, den Patrick
aus Leipzig überall hin mitschleppte, glänzte solide wie eh und je. Und das dunkelbraune Buffet
mit dem geschnitzten Obst in den Türen stand verloren im Wohnzimmer. Für Möbel hatte er
wegen seiner Ausbildung zum Piloten nie Geld übrig gehabt.
 Nicht mal  ne richtige Anlage habe ich , brummte Patrick. Er betrachtete seine CD-Sammlung
in den zwei Stahltürmen, die vor dem Buffet verblieben waren. Kurz überlegte er, ob er die CDs
über seinen Laptop abspielen sollte, doch die Vorstellung, was die miserablen Lautsprecher aus
seinen Lieblingssongs machen würden, hielt ihn davon ab. Annikas Anlage hatte einen
Supersound. Patrick konnte sich nicht recht vorstellen, dass sie auch so schnell mit ihm
zusammenziehen wollte wie Melanie mit Jan. Er legte sich die Hand in den Nacken. Die
Wohnungsfrage würde er Ende des Monats lösen müssen. Jan war fair genug gewesen, noch eine
Monatsmiete mitzutragen. Danach müsste Patrick ausziehen oder sich einen Kollegen oder
Bekannten suchen, der eine Bleibe brauchte. Aber Patrick hatte keine Lust auf neue Leute. Er hatte
Lust auf Annika. Morgens, mittags und abends.
 Und deshalb entsorge ich jetzt Altlasten. Im Buffet verwahrte er in einer Schublade
Erinnerungsstücke. Zwischen alten Postkarten und dem Album mit den ersten Flugfotos lag in
einem dunkelgrünen Täschchen aus Filz der Siegelring, den Jenny ihm geschenkt hatte. Es war
damals ein Zeichen ihrer großen Liebe gewesen, auch wenn er den Siegelring seines verstorbenen
Schwiegervaters nie getragen hatte. Das Gutsherren-Image, das dem goldenen Ring mit dem
eckigen bordeauxroten Stein anhing, war so ganz und gar nicht sein Stil. Vielleicht wirkte die
Erziehung in der DDR bei ihm nach, aber mit dem Siegelring am Finger kam er sich immer wie
einer vor, den andere bedienen müssen.
Patrick nahm das Filztäschchen aus der Schublade. Am besten packte er den Ring in den
Umschlag zu den fünfhundert Euro, die ihm vom ganzen Pokergewinn übrig geblieben waren, seit
er gestern noch sämtliche Schulden bei Jan beglichen hatte. Das war das Taschengeld für Antigua.
Die Tickets würde er mit seinem Bonus-Konto bezahlen. Und den Siegelring würde er Jenny
morgen beim Abendflug nach Barcelona zurückgeben.
In der Küche griff er nach seiner Jacke, in deren Innentasche der Umschlag steckte, da fiel sein
Blick auf die Spüle. Zwischen seinen Gläsern lag dort eine winzige Schachtel mit dem Aufdruck
 Tiffany & Co. . Patrick nahm das hellblaue Kästchen mit der weißen Schleife in die Hand. Die
kleine Ringschatulle war leer.
Kein Wunder, dass Jan ihm kein Geld leihen konnte. Patrick stellte sich einen Moment vor, wie
sich sein Kollege wie Audrey Hepburn in dem berühmten Film die Nase an der
Schaufensterscheibe platt drückte, und musste lachen.
 Kommt ja wie gerufen , meinte er. Eigentlich war Jan sehr ordentlich, aber vielleicht hatten er
und Melanie die Schatulle nach der Ringübergabe einfach vergessen. Patrick zog den alten
Siegelring aus dem Filztäschchen und steckte ihn in die Samteinlage der Schatulle. Dann klappte
er sie mit einem Plopp zu.
Der flache Karton passte sogar in den Geldumschlag. Patrick wandte sich zur Tür. Je eher er
hier rauskam, desto besser. Irgendwie fand er es ziemlich deprimierend in der leeren Wohnung. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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